Leírás
Das Buch ist inhaltlich aktuell, spannend geschrieben, flüssig übersetzt und -unabhängig von Handlungszeit und -ort - ein Gleichnis für existenzielle Bedrohung, aus der es keinen anderen Ausweg gibt als die Flucht. Es spielt keine Rolle, dass der Leser nicht erfährt, wann und wo der Ich-Erzähler bei Nacht die Grenze überschreitet, wo seine Familie (Frau und zwei Kinder) zurückbleibt und in welchem Land sich das Lager befindet, in dem er bis zu endgültigen Ausreise ausharren muss. Es ist gleichgültig, dass der Ich-Erzähler bis zur letzten Textseite namenlos ist (erst da wird er von einer verschmähten Schönen mit seinem Namen angesprochen: Tamás). Es ist freilich nicht unmöglich, in Kenntnis der Autorenbiographie und im Text versteckter Indizien Ort und Zeit der Handlung zu erschließen aber das alles spielt kaum eine Rolle. Wichtiger als Detailgenauigkeit sind andere Strukturelemente der Handlung: Da lesen wir von infamen Fluchthelfern, die ihr Opfer einfach vor der (verminten) Grenze aussetzen. Wir erfahren von den Aufnahmepraktiken des Transitlandes, in dem Flüchtlinge so lange eingesperrt werden, bis ihre Identität festgestellt ist. Wir erleiden mit dem Ich-Erzähler den Verlust der Privatsphäre und empfinden das Gefühl des Ausgeliefertseins der Behördenwillkür, den kriminellen Machenschaften anderer Lagerinsassen und den modernen Sklavenhändlern, die vor dem Lager billige Arbeitskräfte anwerben. Arbeitssklaven wie Arbeitgeber wissen, dass sie Verbotenes tun. Das schafft Spielraum für schamlose Ausbeutung bis hin zum kriminellen, von der örtlichen Polizei gedeckten Lohnbetrug. Erfreulicherweise malt aber der Autor nicht schwarz-weiß. Es gibt auch das alte Ehepaar, das seinen Lohnarbeiter menschlich behandelt, ihn an seinen Tisch bittet und sich für den Menschen Tamás interessiert. Auch in der Einwanderungsbehörde arbeiten nicht nur seelenlose Bürokraten (die gibt es auch), sondern manche Beamten zeigen menschlicher Anteilnahme. Indes es gibt Vorschriften,